Nepomuk
Chefarzt Dr. med. Wolfgang Reuß

Die Leber leidet still: Welt-Hepatitis-Tag 2022

28.07.2022

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli haben wir mit Dr. Wolfgang Reuß, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I/Gastroenterologie, über die oft unterschätzte Krankheit gesprochen. Eine Hepatitis ist eine Leberentzündung, die verschiedene Ursachen haben kann. Das gefährliche daran ist, dass sie oft so spät entdeckt wird, weil lange keine oder nur sehr unspezifische Symptome auftreten.

Welche Ursachen für eine Hepatitis gibt es?

Eine der häufigsten Ursachen in Deutschland ist die Fettleber, die meist durch eine Kombination aus Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung, Übergewicht sowie Diabetes ausgelöst wird. Häufig sind aber auch die Hepatitis-Viren Verursacher einer Leberentzündung. In anderen Fällen gibt es auch durch Medikamente, genetische Faktoren oder Autoimmunerkrankungen ausgelöste Entzündungen der Leber.

Was passiert, wenn man sich mit einer Virushepatitis infiziert hat?

Das kommt auf den Virustyp an. Vor allem bei Hepatitis B, C und D kann die Krankheit chronisch verlaufen, das heißt sie heilt nicht innerhalb von sechs Monaten von selbst aus. Viele Betroffene merken allerdings nichts von der chronischen Leberentzündung, da die Leber ein schmerzunempfindliches Organ ist. Wenn es Beschwerden gibt, dann sind diese meist so unspezifisch wie Müdigkeit, Juckreiz oder Appetitlosigkeit. Nur etwa 20 Prozent haben eine Gelbsucht.

Wie kann man sich mit Hepatitis anstecken?

Auch hier kommt es auf die jeweilige Form an. Bei der Hepatitis A und E werden die Erreger zum Beispiel über verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen. Die Hepatitis B gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten und wird, wie die Hepatitis C vor allem durch Blut oder andere Körperflüssigkeiten übertragen. Hepatitis B kann mit Medikamenten behandelt werden, ist aber aktuell nicht heilbar. Allerdings gibt es, wie bei Hepatitis A, eine Impfung die vor einer Ansteckung schützt.

Hepatitis C ist mittlerweile durch Medikamente, die für wenige Wochen eingenommen werden, in nahezu allen Fällen heilbar.

Die Hepatitis D kommt nur in Verbindung mit Hepatitis B vor und zeigt ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose und des Leberzellkrebses.

Welche Form ist am gefährlichsten?

Die Hepatitis B und C sind weltweit sehr verbreitet und auch in Deutschland gibt es ca. 400.000 Patentinnen und Patienten, die das Virus in sich tragen, ohne es zu wissen. Gefährlich wird es, wenn die Infektion chronisch verläuft, da es häufig zu einer Leberzirrhose und in deren Folge zu Leberzellkrebs kommen kann. Unbehandelt geht man von etwa 20 Jahren aus, bis die Leber – je nach Intensität der Erkrankung – komplett zerstört ist. 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Hepatitis A und E heilen fast immer von allein vollständig und ohne Folgeschäden aus. Bei der Hepatitis B wird die Vermehrung des Virus durch Tabletten gehemmt, die in der Regel lebenslang eingenommen werden müssen. Bei Hepatitis C wird das Virus durch Medikamente abgetötet und die Leber kann sich, wenn noch keine Leberzirrhose entstanden ist, wieder vollständig erholen. Stationär behandeln wir vor allem Patient:innen mit den Folgen einer langjährigen Leberzirrhose wie zum Beispiel Ascites (Bauchwasser), Krampfadern der Speiseröhre oder auch Leberzellkrebs. 

Was kann man für eine gesunde Leber tun?

Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen und der sparsame Genuss von Alkohol und Zucker tun der Leber gut. Kaffee in Maßen scheint auch einen positiven Einfluss auf die Leber zu haben. Da Sport den Stoffwechsel unterstützt, ist auch Bewegung gut. Wer unter Übergewicht leidet, sollte seiner Leber zuliebe auch versuchen, ein paar Kilos loszuwerden.

Außerdem empfehle ich jedem ab 35 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung beim Hausärzt:in durchführen zu lassen, hier ist seit Herbst vergangenen Jahres auch ein Bluttest auf Hepatitis B und C für gesetzlich Versicherte vorgesehen.