Nepomuk
Oberarzt Dr. med. Lutz Künanz, Leiter der endokrinen Halschirurgie im KKH. Foto: Michael Voigt Photography

Operationen um die Hälfte reduziert - Moderne Verfahren zur Beurteilung von Schilddrüsenknoten

24.05.2023

Jeder dritte Erwachsene leidet im Laufe seines Lebens unter einer mehr oder weniger symptomatischen Schilddrüsenveränderung, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Nicht immer muss der sogenannte Kropf auf eine operationspflichtige Erkrankung hinweisen, aber bei zunehmender Größe oder subjektiven Beschwerden bleibt oft nur die Operation als zielführende Therapieoption. Zum Weltschilddrüsentag (25.05.2023) haben wir mit dem Leiter der endokrinen Halschirurgie an unserem Hause (Mitglied des Deutschen Schilddrüsenzentrums), Oberarzt Dr. med. Lutz Künanz, über die verschiedenen Arten der Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten gesprochen.

Wann ist eine Operation an der Schilddrüse nötig?

Das kommt auf die Art der Schilddrüsenerkrankung an. Die verschiedenen Formen der erkrankten Schilddrüse verursachen unterschiedliche Beschwerden. So gehen knotige Vergrößerungen der Schilddrüse häufig mit Druckgefühl, Schluckbeschwerden oder auch Atembehinderung einher. Aber auch Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow oder Schilddrüsenentzündungen im Sinne der Hashimoto-Thyreoiditis können Schmerzen am Hals auslösen. Arbeitet die Schilddrüse nicht mehr richtig (Unterfunktion/ Überfunktion) sind die typischen Anzeichen Erschöpfung und Müdigkeit. Der Verdacht auf Schilddrüsenkrebs stellt eine besondere Indikation für eine Operation dar. In unserer Schilddrüsensprechstunde (dienstags von 13 bis 16 Uhr) besprechen wir mit unseren Patienten in aller Ruhe die Symptome und die möglichen Behandlungsformen und vereinbaren einen Operationstermin.

Muss das in jedem Fall eine OP sein?

Nein, man unterscheidet grundsätzlich drei Arten der Behandlung: medikamentöse Therapie (z.B. Schilddrüsenhormone), Radiojodtherapie (nuklearmedizinische Methode) und die Schilddrüsenoperation. Besteht keine Indikation zur Operation, ist eine regelmäßige sonographische Kontrolle und laborchemische Überwachung sinnvoll. Durch moderne Verfahren zur Beurteilung von Schilddrüsenknoten (Szintigraphie, Elastographie, Ultraschall - Knoten - Scores, Feinnadelbiopsien) konnten die Operationen für die Schilddrüse um etwa die Hälfte reduziert werden: Wurden vor 10 Jahren deutschlandweit noch ca. 120.000 Schilddrüsen-OP‘s durchgeführt, sind es heute etwa 60.000 bis 70.000.

 

Wie sicher ist eine Operation?

Alle unsere Schilddrüsenoperationen (etwa 280 pro Jahr) führen wir mit einem Neuromonitoring (Stimmbandnerv-Überwachung) durch, um diesen Nerv vor mechanischem Druck oder Zug zu schützen. Die Stimmbänder werden dadurch geschont. Nur in sehr wenigen Fällen ist nach der Operation ein spezielles Sprechtraining notwendig.

Wie geht es nach einer Operation weiter?

Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit unseres Schilddrüsenzentrums mit Endokrinologen, Nuklearmedizinern und Hausärzten im regionalen und überregionalen Bereich Thüringens sichern wir auch nach einer Schilddrüsen-OP (mit drei bis vier Tage dauerndem Krankenhausaufenthalt) die optimale Behandlung unserer Patienten.