Nepomuk

Einzige Heilungschance ist die Operation

15.11.2023

KKH hat eins von fünf zertifizierten Pankreaskrebszentren in Thüringen

 

Zum Welt-Pankreaskrebstag, der sich am 16. November 2023 zum zehnten Mal jährt und unter dem Motto „Weitergehen – Orientieren – Handeln“ steht, haben wir mit dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt Dr. med. Jörg Pertschy gesprochen, der das Viszeralonkologische Zentrum des Katholischen Krankenhaus gemeinsam mit Dr. med. Wolfgang Reuß leitet.

Bauchspeicheldrüsenkrebs kommt zwar mit ca. drei Prozent aller Krebserkrankungen selten vor, verläuft aber häufig tödlich. Können Tumorvorstufen bei der Diagnostik dieser schweren Erkrankung helfen?

Dr. Pertschy: „Es gibt zwar Vorstufen zum Bauchspeicheldrüsenkrebs, diese sind aber schwer erkennbar. Wenn sie erkannt werden, sollte operiert werden.

Es gibt leider keine typischen Frühsymptome, sondern nur die allgemeinen Anzeichen einer Krebserkrankung wie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.

Häufig ist das erste Symptom die Gelbsucht (Ikterus), die ist aber schon die Folge des „Drückens“ des Tumors auf den Gallengang. Wichtigste Diagnostik ist die Computertomographie, die das lokale Ausmaß und die Frage nach Tochtergeschwülsten beantworten kann. Danach folgen ggf. Zusatzuntersuchungen.“

Ist die Überlebenschance heute höher?

Dr. Pertschy: „Die Operation ist heutzutage die unverändert einzige Heilungschance. Vor der Operation ist es notwendig die Gesamtsituation des Patienten zu beurteilen (u.a. sein Alter oder mögliche Vor- und Nebenerkrankungen).

Es gibt außerdem Daten, dass die Chemotherapie zusätzlich zur Operation die Prognose verbessert, gleiches gilt für den Zusammenhang zwischen der Anzahl der durchgeführten Operationen und der Überlebenschance. Seit 2019 sind wir durch die Deutsche Krebsgesellschaft als Viszeralonkologisches Zentrum für Darm- und Pankreaskrebs zertifiziert. Mindestvoraussetzung dafür sind u.a. mehr als 20 Pankreas-Operationen pro Jahr.

Das Katholische Krankenhaus ist eins von fünf zertifizierten Pankreaskrebszentren in Thüringen und eins von 141 in Deutschland. Jährliche Audits sichern und kontrollieren die Qualität und sichern einen interdisziplinären Ansatz mit personalisierter Medizin. Da es sich um einen hoch aggressiven Tumor handelt, kommt es leider häufig zu Rückfällen.“

Pankreaskrebspatienten leiden häufig nach der Operation unter einem ungewollten Gewichtsverlust. Kann eine angepasste Ernährung in diesem Fall helfen?

Dr. Pertschy: „Zunächst sollten die Patienten nicht ungeduldig sein. Es ist ganz normal, dass man nach so einem schweren Eingriff die ersten drei Monate abnimmt. Der Körper muss sich wieder erholen. Von Nahrungsergänzungsmitteln mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren rate ich ab, da sie in ihrer Wirksamkeit fraglich sind. Je nachdem, ob die Bauchspeicheldrüse vollständig oder nur teilweise entfernt wurde, müssen zusätzlich Verdauungsenzyme und Insulin zugeführt werden. Enzympräparate sollten mit der Mahlzeit eingenommen werden. Mehrere kleine Mahlzeiten mit leicht verdaulicher und fettarmer Kost sind zu bevorzugen. Ein Teil der Nahrungsfette kann durch sogenannte MCT-Fette (mittelkettige Fette, die in Kokosöl oder Palmkernöl vorkommen), die im Gegensatz zu „normalen“ Fetten direkt ins Blut aufgenommen werden können, ersetzt werden. So kann der Gewichtsverlust ausgeglichen werden. Die MCT-Fette sollten aber allmählich in langsam steigender Dosierung in die Nahrung aufgenommen werden, zunächst 10 bis 20 Gramm bis max. 50 bis 70 g pro Tag.“