Nepomuk
Dr. Matthias Hoyme hat die ersten Patientinnen und Patienten erfolgreich mit der neuen Ablationsmethode behandelt.
Rosita Krenz aus Ammern bei Mühlhausen geht es wieder gut.

Innovation zur Behandlung von Vorhofflimmern

28.08.2023

Das Katholische Krankenhaus Erfurt testet als erste Klinik in Thüringen mit der Pulsed Field Ablation (PFA) ein neues Ablationsverfahren zur Behandlung von Vorhofflimmern.

Rosita Krenz bemerkte es zum ersten Mal vor zwei Jahren: „Von einer Sekunde zur anderen hatte ich einen extrem hohen Puls“, erinnert sich die in Ammern bei Mühlhausen lebende Rentnerin. Als sie im Krankenhaus ankam, war die Herzrhythmusstörung, die zunächst nur gelegentlich auftritt, schon wieder vorbei. „Erst kamen die Anfälle nur alle drei Monate, dann wurde es aber immer schlimmer und zuletzt hatte ich auch nachts Herzrasen.“

Beim Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmäßig, bei manchen Patienten rast der Puls mit über 160 Schlägen pro Minute oder „stolpert“ – wenn das Herz aus dem Takt gerät, ist das für Betroffene meist sehr unangenehm und kann Ängste sowie Luftnot und Brustschmerzen auslösen. Allein in Deutschland leiden rund zwei Millionen Menschen an dieser Krankheit, bei der elektrische Störfelder zu unregelmäßigen Herzaktionen führen, da die Vorhöfe nicht mehr in der Lage sind, richtig mit der Herzkammer zusammenzuarbeiten.

Unbehandelt kann das zum Schlaganfall führen. Denn beim Vorhofflimmern kommt es zu einem strukturellen Umbau des Herzgewebes und zu Veränderungen des Blutflusses in den Herzvorhöfen. Dadurch steigt das Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels im Herzen. 

Bisher gibt es zwei bewährte Verfahren der Katheterablation, bei denen das für die Herzrhythmusstörung verantwortliche Gewebe verödet wird – entweder mit Hitze oder mit Kälte. „Wir behandeln unsere Patientinnen und Patienten seit Jahren erfolgreich in unserer Klinik mit diesen beiden Methoden. Dank 3D-Darstellung des zu behandelnden Bereichs ist die millimetergenaue Positionierung des Katheters möglich und der Eingriff sehr sicher“, erklärt Professor Dr. Henning Ebelt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II/ Kardiologie und Internistische Intensivmedizin. „Die Ablationstechniken werden natürlich kontinuierlich weiterentwickelt und wir freuen uns, dass wir als erste Klinik in Thüringen eine vielversprechende Innovation in diesem Bereich testen können“, so Professor Ebelt.

„Seit kurzem testen wir die sogenannte Pulsed Field Ablation (PFA), die seit 2021 auf dem Markt ist und sehr gute Ergebnisse aufweist“, ergänzt Dr. Matthias Hoyme, einer der leitenden Oberärzte und Leiter der Elektrophysiologie im KKH. Bisher wird die neue Methode zur Behandlung von Vorhofflimmern nur in wenigen Kliniken in Deutschland angewendet und nun erstmalig in Thüringen. 

Durch das neue Ablationsverfahren konnte Rosita Krenz schnell und unkompliziert behandelt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren kommt es ohne thermische Verödung aus. Durch kurze, gezielte Stromstöße werden nur jene Herzmuskelzellen verödet, die für das Vorhofflimmern verantwortlich sind.

„Die Methode wird die bisherigen Verfahren sehr gut ergänzen“, ist Dr. Hoyme überzeugt. Vorteile sieht er in der besonders schonenden und sehr präzisen Behandlungsmethode: „Bisher haben wir Vorhofflimmern entweder mit hochfrequentem Strom (Hitze) oder Kryoballon-Ablation (Kälte) behandelt. Beim neuen Verfahren sorgen die Stromimpulse dafür, dass die betroffenen Herzmuskelzellen absterben. Die Sicherheit für die Patienten wird weiter erhöht und auch die Behandlungsdauer ist sehr kurz.“

Die 77-Jährige, die als eine der ersten mit der neuen Technik behandelt wurde, kann schon am Tag nach dem Eingriff entlassen werden. „Mir geht es sehr gut, ich habe keine Schmerzen und bin wirklich sehr zufrieden mit der Behandlung. Alle waren sehr freundlich und zuvorkommend – von den Ärzten bis zu den Schwestern.“ Jetzt freut sie sich auf ihren Mann, ihre Söhne und ihren Garten, in dem sie sich wieder mit neuer Kraft um ihre Pflanzen kümmern kann.