Nepomuk
Janine Maykranz ist für die Koordination des Viszeralonkologischen Zentrums für Darm- und Pankreaskrebs verantwortlich.

Bauchspeicheldrüsenkrebs - Gefährliche Krankheit mit vielen Gesichtern

Jährlich erkranken etwa 20.000 Menschen nach Angaben des Robert Koch Instituts an Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Da die Erkrankung im Frühstadium kaum Beschwerden verursacht und es auch keine Vorsorgeuntersuchung gibt, gehört das Pankreaskarzinom zu den Krebsarten mit einer sehr schlechten Prognose. Anlässlich des Welt-Pankreaskrebstags am 17. November haben wir mit Janina Maykranz u.a. über Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs gesprochen, die für die Koordination des Viszeralonkologischen Zentrums für Darm- und Pankreaskrebs im Katholischen Krankenhaus Erfurt verantwortlich ist.

Warum ist Bauchspeicheldrüsenkrebs so gefährlich?

Das Problem ist, dass die Krankheit meist so spät entdeckt wird, weil nur unspezifische Symptome auftreten. Dann ist der Krebs meist inoperabel, das betrifft 60 bis 70 Prozent der Patient:innen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 70 bis 75 Jahren. Tritt die Krankheit deutlich früher auf, gibt es meist genetische Vorbelastungen.

Gibt es Warnzeichen, die man ernst nehmen sollte?

Nein, es gibt keine typischen Symptome. Oberbauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder eine Gelbfärbung der Haut können auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen. Auch ein neu aufgetretener oder deutlich verschlechterter Diabetes sind möglich. All diese Symptome können aber auch andere Ursachen haben

Was kann man zur Vorbeugung tun?

Auf jeden Fall die Risikofaktoren wie Nikotin und Alkohol weglassen bzw. deutlich reduzieren. Gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sind ebenso wichtig. Da Menschen, die unter Diabetes leiden ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs haben, sollten Diabetiker darauf achten, dass der Blutzucker gut eingestellt ist. Wer zystische Veränderungen am Pankreas hat, unter einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung leidet oder familiär vorbelastet ist, sollte regelmäßig Kontrollen beim Facharzt wahrnehmen. Unser Zentrum bietet diesen Patienten jährliche Verlaufskontrollen an, um auf Auffälligkeiten schnellstmöglich reagieren zu können.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn ein Tumor entdeckt wurde?

Therapie und Prognose des Pankreaskarzinoms sind abhängig vom Krankheitsstadium bei Erstdiagnose. Beim lokal begrenzten Bauchspeicheldrüsenkrebs steht die Operation an erster Stelle. In manchen Fällen ist danach noch eine sogenannte adjuvante Chemotherapie notwendig, um befallenes Gewebe abzutöten. Ist der Tumor bereits größer wird mit einer neoadjuvanten Chemotherpie versucht, den Tumor zu verkleinern und danach folgt die Operation. In den allermeisten Fällen müssen wir jedoch auf eine palliative Chemotherapie zurückgreifen, da der Tumor bereits gestreut hat. Bei jeder Behandlung gehen wir natürlich immer auf die individuelle Situation des Patienten und seinen Allgemeinzustand ein.

Welche Rolle spielen Immun – und Gentherapien?

In der Praxis bisher kaum. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist gegen Immuntherapie wenig empfindlich. An der Zelloberfläche der Krebszelle finden sich nur wenige Stellen, die die Krebszelle als Fremdgewebe für körpereigene Abwehrzellen erkennbar macht. Deshalb die „Killerzellen“ des Immunsystems auch nicht aktiviert werden.

Pankreaskrebs ist bislang nicht heilbar, wie helfen Sie (das Viszeralonkologische Zentrum) den Patienten mit dieser schweren Diagnose umzugehen, sie anzunehmen?

Wir führen intensive Gespräche über Therapieoptionen und klären unsere Patient:innen genau über alle Befunde auf. Alle Fachdisziplinen (Internisten, Chirurgen, Chemotherapeuten, Palliativmediziner) arbeiten eng zusammen. Mit unserer onkologischen Fachpflege gibt es eine intensive, individuelle Zusammenarbeit. Wir besprechen das gemeinsame Vorgehen und was wir den Patienten Gutes tun können. Auch unser geschultes Pflegepersonal auf Station nimmt sich Zeit für die Patienten. Außerdem bieten wir psychoonkologische Betreuung an, wenn das gewünscht ist. Möchte der Patient nach Hause, setzen wir auch das kurzfristig durch die enge Zusammenarbeit mit dem SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung)-Team um. Weitere wichtige Helfer sind die Thüringer Krebsgesellschaft, die schon mal eine Betreuung für Kinder kranker Eltern organisiert, die Ernährungsberatung, der Sozialdienst und die Selbsthilfegruppe. In unserem Zentrum greift alles ineinander zum Wohle unserer Patient:innen.